Libyen 2009 - Pleiten, Pech und Pannen: Mit einer alten XT 600 unterwegs in der libyschen Sahara

Seit meiner letzten Enduroreise 2002 nach Algerien hat mich der Sahara-Bazillus nicht losgelassen. Doch erst 2009 fand ich die Zeit, um wieder auf Tour zu gehen, das Ziel: Libyen. Unsere Reisegruppe bestand aus Wolfgang und Sybille mit ihrem Bremach Expeditions-Lkw, Mate mit Nissan Patrol, Joachim und Josef mit Toyota Landcruiser, und Tom und ich mit Enduros.

Bei Ghadames ging es auf die Piste Richtung Süden, Serdeles war unser Ziel. Etwa 700 Kilometer und fünf Tage lagen vor uns. Doch in Ghadames erlebte ich schon die erste Panne: Auf Einkaufstour mit dem Nissan habe ich mir beim Aussteigen den linken Daumen in der Beifahrertür eingequetscht. Mit Schmerzmittel und ohne Handschuh konnte ich einigermaßen fahren. Wir kamen 60 Kilometer weit. Am folgenden Tag erklärten Joachim und Josef abends, dass sie umkehren und nach Deutschland zurückfahren wollten. Sie litten unter Durchfall, Josef reagierte seit drei Tagen auf kein Medikament. Wir waren bereits 260 Kilometer weit in die Wüste gefahren, hatten die Abbruchkante der Hamada al Hamra erreicht. Die ersten hohen Dünen waren schon zu sehen und auch ein Explorations-Lager einer Ölbohrgesellschaft. Hier versorgte der anwesende Arzt Josef mit Medikamenten, bevor er und Joachim umkehrten. Jetzt waren wir noch zu fünft, plus unser libyscher Polizist Salah. Wir näherten uns den Dünen. 80 bis 100 Meter hohe Dünenriegel mussten wir queren, bei den Abfahrten durch die Dünetäler wieder Schwung holen für den nächsten Querriegel. Für Abwechslung sorgten kilometerlange Dünengassis, denen wir folgten. So hätte es endlos weitergehen können, doch an einer unscheinbaren Sandwelle geschah das Unglück: Wolfgang unterschätzte ihre sanfte Rundung, war zu schnell und schlug mit dem Bremach am Fuß ihrer zwei Meter hohen Leeseite ein. Ergebnis: Die Vorderräder schielten, das Gewinde zwischen Spurstange und Lenkarm-Gelenk war abgerissen, der Lenkarm um 90° verbogen. Wir befanden uns rund 300 Kilometer von der Serdeles entfernt - Ende im Gelände. Die defekten Teile hatten wir schnell ausgebaut und Tom, Mate und Salah nahmen sie mit und fuhren nach Serdeles. Sybille, Wolfgang und ich blieben in den Dünen, Lebensmittel und Wasser hatten wir im Bremach für eine gute Woche. Zwei Tage später hörten wir Motorengeräusche, lange bevor wir Toms KTM und Mates Nissan sehen konnten. Sie brachten tatsächlich die reparierten Teile. Es paste alles und wir schafften die Strecke bis Serdeles ohne weitere Schwierigkeiten. Auf dem Campingplatz der kleinen Stadt planten wir neu. Sybille und Wolfgang entschieden, nach Tunesien zu fahren, auf Offroad-Etappen ganz zu verzichten. Tom, Mate und ich wollten hier noch einige schöne Strecken fahren. Am nächsten Tag starteten wir ins Meredet-Gebiet mit seinen bizarren Feslformationen, nun noch zu viert, zwei Motorräder und der Nissan. Der Rest ist schnell erzählt: Ich stürzte auf felsig verblockter Piste, zog mir Prellungen zu, und zum Glück brach nur der Kupplungshebel. Das Ersatzteil lag dummerweise im Bremach, wir mussten improvisieren. Hinzu kamen starke Unwetter mit heftigen Gewittern, in Serdeles fiel der Strom aus, Straßen standen knöcheltief unter Wasser (vor allem an der Küste, wie wir auf dem Rückweg sahen). Von Ubari aus durchquerten wir auf traumhafter Dünenstrecke den Erg nach Idri und fuhren über abwechslungsreiche Piste bis Darj. Von hier waren es noch 400 Kilometer bis an die Küste.

Text & Fotos: Thomas Stutz
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